Der Verlauf der Entführung

Grobablauf der Entführung:

 

Entführung

Am 27. Juni 1976 wurde ein Flugzeug der Air France mit 248 Passagieren und der Besatzung auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris von vier bewaffneten Terroristen gekidnappt und – nach einer Zwischenlandung in Bengasi (Libyen) - nach Entebbe, nahe der ugandischen Hauptstadt Kampala, entführt.

Bei den Entführern handelte es sich um zwei Terroristen des „Spezialkommandos“ der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP-SC) und die zwei Deutschen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, beide der Revolutionären Zelle (RZ) zugehörig. Die vier Kidnapper waren nicht von Tel Aviv aus mitgeflogen, sondern bei einer Zwischenlandung in Athen zugestiegen - dort waren die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen wesentlich nachlässiger.

Drahtzieher dieser und weiterer Flugzeugentführungen war Wadi Haddad (PFLP-SC).

Ziel der Geiselnahme war die Befreiung von 53 Gefangenen, überwiegend aus israelischen Gefängnissen, die mehrheitlich der PFLP-SC und der Al-Fatah angehörten. Aus deutschen Gefängnissen sollten je drei Mitglieder der „Roten Armee Fraktion“  (RAF) und der „Bewegung 2. Juni“ freigepresst werden.

 

Selektion

In Entebbe angekommen, wurden die Entführungsopfer in einer großen Halle des alten Flughafengebäudes untergebracht. Dort trennten die Luftpiraten mit vorgehaltenen Waffen die jüdisch-israelischen von den nicht-jüdischen bzw. nicht-israelischen Geiseln. Letztere wurden freigelassen, alle jüdischen bzw. israelischen Geiseln – die Geiselnehmer hielten sich wohl nicht konsequent an die Staatsangehörigkeit – blieben gefangen. Aus Solidarität verblieb auch die gesamte französische Flugzeugbesatzung bei diesen Geiseln. Idi Amin, der ugandische Diktator, unterstützte mit seine Soldaten die Geiselnehmer. Dies ist ersichtlich unter anderem daran, dass weitere arabische Terroristen zu den vier bisherigen Entführern stießen und Wadi Haddad die Entführung vor Ort managen konnte.

 

Zitat von einem der entführten Passagiere:

Die Geisel Yitzak David sprach Böse, den Organisator der Selektion, an: „Ich habe mich geirrt, als ich meinen Kindern erzählt habe, dass das heutige Deutschland ein anderes ist. Wenn ich mir anschaue, was Sie und Ihre Freunde mit Frauen, Kindern und älteren Menschen tun, dann sehe ich, dass sich gar nichts in Deutschland verändert hat.“ (nach Melman, Haaretz vom 8.7.2011

 

Vorbereitung und Grobablauf der Befreiungsaktion Thunderbolt:


Vorbereitung:
Als die Selektion der jüdisch-israelischen Geiseln bekannt geworden war, entschloss sich der israelische Staat zu einer militärischen Befreiungsaktion. Nach der Befragung verschiedener freigelassener Geiseln durch den Mossad (israelischer Geheimdienst) und dem modellhaften Nachbau von Teilen des Flughafengebäudes Entebbe entwarfen die Israelis Pläne für den Einsatz und stellten eine Kampftruppe zusammen. Diese bestand aus etwa 100 Männern, darunter eine Eingreiftruppe aus 29 Mann unter der Leitung von Oberstleutnant Yonathan Netanjahu. Diese große militärische Truppe war nötig, da ja das ugandische Militär mit den Geiselnehmern kooperierte.

 

Ablauf:

In der Nacht auf Sonntag, den 4. Juli 1976, wurde das Flughafengebäude von Entebbe, in dem sich die Geiseln befanden, gestürmt. Bei dem Schusswechsel starben drei der 103 Geiseln sowie alle Geiselnehmer.

 

Graphik aus "Stern" 31/1976, S. 30f.
Graphik aus "Stern" 31/1976, S. 30f.

Bei der Rückführung der Geiseln zu den israelischen Transall-Maschinen eröffneten ugandische Truppen das Feuer auf die Israelis, wobei Yonathan Netanjahu (der ältere Bruder des heutigen israelischen Ministerpräsidenten) getötet wurde.

Bei der etwa 60 Minuten dauernden Befreiungsaktion fielen zwischen 20 und 45 ugandische Soldaten (Angaben sehr schwankend), und elf ugandische Kampfjets wurden gezielt von den Israelis zerstört, um den Rückflug nach Israel abzusichern.

Die befreiten Geiseln (101 Menschen) wurden über die kenianische Hauptstadt Nairobi nach Israel ausgeflogen.

Spiegel 46/1976 vom 8.11.1976, S. 181
Spiegel 46/1976 vom 8.11.1976, S. 181
Die Befreier von Entebbe , bei der Rückkehr nach Israel stürmisch gefeiert  picture-allianca / dpa
Die Befreier von Entebbe , bei der Rückkehr nach Israel stürmisch gefeiert picture-allianca / dpa