Vergleich Entebbe - Mogadischu

 

 

Zeitraum

 

Entführtes Flugzeug

 

 

 

 

Passagiere

 

 

 

 

 

Täter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Forderungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 



Zusammenhang mit dem deutschen Terrorismus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwischenlandungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unterstützung für die Entführer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Befreiungskommando

 

 

 

 

Bedingungen für das Befreiungskommando

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erfolg

 

 

 

Opfer der Befreiungs-aktion (also: indirekt Opfer der Entführer)

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Opfer der Entführung

Entebbe

27. Juni - 3. Juli 1976

 

Airbus A 300 der Air France auf dem Weg von Tel Aviv über Athen nach Paris

 

 

248 und 12 Besatzungsmit-glieder, davon insgesamt bis zu 97 jüdische bzw. israeli- sche Passagiere

 

 

PFLP-SC: zwei Männer im Flugzeug ab Athen; in Entebbe stießen vier weitere Männer dazu; Revolutionäre Zelle: Wilfried Böse, Brigitte Kuhlmann

 

 

 

 

 

Freilassung von 40 in Israel inhaftierten palästinen-sischen Gefangenen; Befrei- ung von weiteren 13 Gefan- genen aus Gefängnissen in Kenia, Frankreich, der Schweiz und Deutschland (6 Gefangene in Deutschland: Jan Carl Raspe, Ingrid Schubert, Werner Hoppe (RAF), Rolf Reinders, Inge Viett, Fritz Teufel (2. Juni)); dazu 5 Mio. Dollar Lösegeld für das Flugzeug

picture-alliance / dpa
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Die Revolutionäre Zelle unterstützte die PFLP-SC; von beiden Organisationen waren hochrangige Mit- glieder bei der Aktion dabei; Name des Unternehmens: „Che Guevara“ (Spiegel 4/07, S.45)

 

 

 

 

 

 

Bengasi (Libyen): Gaddafi wahrte den Schein, dass er die Entführung nicht unter-stütze; Libyen lag im Aktionsradius israelischer Bomber

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Uganda: bot "Quartier", Schutz und Scheinverhand-lungen

Libyen: siehe oben

UdSSR: unterstützte Palästinenser, deren Terror und die Unterstützung dieses Terrors

Somalia: Botschafter in Uganda führte für abwesen- den Idi Amin zeitweise die Scheinverhandlungen mit den Entführern; unterstützte Uganda beim Protest gegen Israel vor der UNO

PLO: offiziell nicht mehr Unterstützung der PFLP-SC; wohl tatsächlich allmähliche Distanzierung

 

ca. 100 israelische Elite-soldaten

 

 

 

musste in feindlichem Land agieren; ugandische Soldaten beschützten die Geisel-nehmer; Flug nach Uganda über mehrere feindliche Län- der: äußerste Geheimhaltung, große Durchschlagskraft und Schnelligkeit nötig; aber klei- ner Vorteil: Geiseln waren nicht mehr im Flugzeug; keine akute Bedrohung der Geiseln durch Sprengstoff

 

Geiseln wurden befreit, allerdings unter eigenen Opfern

 

Jonathan Netanjahu; drei Geiseln (Jean Jaques Maimoni, Ida Borochowitsch, Pasko Cohen); ca. 45 ugandische Soldaten, alle 7 gerade anwe- senden Terroristen; zahl- reiche Verletzte

 

 

Geisel Dora Bloch (im Krankenhaus in Kampala ermordet auf Befehl von Idi Amin), vermutlich einige sie schützende Ärzte und Krankenschwestern sowie über 100 auf Befehl Amins in Uganda ermordete Kenianer: Rache für die Hilfe, die Kenia den israelischen Befreiern geboten hatte

Mogadischu

13. - 18. Oktober 1977

 

Boeing 737 „Landshut“ von Palma de Mallorca auf dem Weg nach Frankfurt

 

 

82 und 5 Besatzungsmit-glieder, davon mindestens 23 Deutsche

 

 

 

PFLP-SC: zwei Männer und zwei Frauen; Anfüher war Zohair Youssif Akache, der sich „Captain Martyr Mahmud“ nannte und schon als „Josef“ beim OPEC-Attentat 1976 beteiligt gewesen sein soll (Schröm 157)

 

 

Freilassung von 11 RAF- Gefangenen aus deutscher Haft; Freilassung von 2 weiteren Gesinnungs- genossen aus türkischer Haft; dazu 15 Mio. Dollar Lösegeld

 





 

 

picture-alliance /dpa
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 Name des Unternehmens: „Martyr Halimeh“; der An- führer ließ sich „Captain Martyr Mahmud“ nennen: „Halimeh“ und „Mahmud“ waren die Decknamen für Böse und Kuhlmann ein Jahr zuvor gewesen; das Unter-nehmen war ein Dank der PFLP-SC für den „Märtyrer- tod“ der beiden Deutschen ein Jahr zuvor

 

 

Rom (Auftanken), Larnaka, Bahrein, Dubai (alle unver-dächtig), Aden im Südjemen: Hier hatte die PFLP-SC ihr Hauptquartier und ihre „Ausbildungsstätten“ und rechnete mit Hilfe wie ein Jahr zuvor in Uganda; wegen Intervention der UdSSR (wohl wegen Angst vor Rufschädigung als Unterstützer von Flugzeugentführern) verwei- gerte Südjemen aber die Un- terstützung


 

Libyen und UdSSR sowie PLO: Distanzierung

Südjemen: unerwartete und auch für die Geiseln lebens-gefährliche Vertreibung der Entführer

Somalia: wurde vom "Saulus" zum "Paulus", ließ die GSG 9 in Mogadischu agieren (für angebotene Entwicklungs-hilfe)

Wahrscheinliche Haupt-ursache: UdSSR unterstützte den Terror nicht mehr!

 

 

 

 

 

 

GSG 9 (Grenzschutzgruppe 9), 1972 nach dem Attentat auf die Olympischen Spiele in München gegründet

 

 Somalia bot der GSG 9 beste Bedingungen; Geheimhal- tung nur gegenüber den Ent- führern nötig; allerdings: Geiseln im Flugzeug äußerst gefährdet

 

 

 

 

 

 

 

 

alle Geiseln befreit bis auf den Piloten, Jürgen Schumann

 

 drei der Terroristen getötet, eine überlebte schwer verletzt; einige leicht Ver- letzte

 

 

 

 

 


Pilot Jürgen Schumann in Aden von Anführer des Terrorkommandos ermordet, weil er sich nach Meinung der Entführer zu lange vom Flugzeug entfernt hatte



Die Leiche des ermordeten Piloten Jürgen Schumann wird in Mogadischu aus dem Flugzeug geholt.  picture-alliance /dpa
Die Leiche des ermordeten Piloten Jürgen Schumann wird in Mogadischu aus dem Flugzeug geholt. picture-alliance /dpa

Fazit in Thesen:


1. Die Mogadischu-Entführung hätte weder stattgefunden noch ihr bekanntes Ende genommen, wenn nicht die Entführung nach Entebbe ihr vorausgegangen und den bekannten Verlauf und Ausgang gefunden hätte:

- Die PFLP-SC hätte 1977 die RAF-Terroristen und deren Schleyer-Entführung nicht so bereitwillig unterstützt.

- Die Entführer hätten mehr Rückhalt bei den bisherigen Unterstützern der PFLP gefunden.

- Die Bundesrepublik hätte nicht auf die Unterstützung Somalias hoffen können.


2. Mit dem Wandel der Haltung von UdSSR und PLO zum Terrorismus und dem Tod von Wadi Haddad 1978 in einem Ostberliner Krankenhaus war der – für die Entführer – erfolglose Ausgang der beiden untersuchten Entführungen der Hauptgrund dafür, dass es nach 1977 keine Flugzeugentführungen durch Palästinenser mehr gab.


3. Die Selektion jüdischer Geiseln durch zwei deutsche Terroristen, Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, hat ganz vornehmlich die israelische Reaktion – eine militärische Befreiungsaktion unter gewaltigen Risiken – provoziert.


4. Ohne diese Standfestigkeit Israels gegen die Herausforderung des internationalen Terrorismus wäre das Gelingen der Mogadischu-Befreiung kaum denkbar.


5. Die Bundesrepublik kann also nur dankbar sein für die Befreiung der Geiseln in Entebbe und den israelischen Mut.


6. Es bleibt eine in vielfacher Hinsicht bittere – und böse - Ironie der Geschichte, dass die Selektion von Entebbe einen wichtigen Beitrag zur Befreiung deutscher Geiseln in Mogadischu geleistet hat.