Black Panther und Waffenbeschaffung

Black Panther - Definition:

 

„Die Black Panther Party (ursprünglich Black Panther Party for Self-Defense) war eine afro-amerikanische Bürgerrechts- und Selbstschutzbewegung in den USA. Ihre Hauptaktivität hatte die im Oktober 1966 von Huey P. Newton und Bobby Seale mit Hilfe von David Hilliard und Richard Aoki gegründete Organisation in den 1960er und 1970er Jahren. Die Partei wurde gegründet, um im Interesse afro-amerikanischer Gerechtigkeit bewaffneten Widerstand gegen die damalige gesellschaftliche Unterdrückung zu leisten (…) Die Anführer [stützten] ihre Rhetorik auf revolutionären Klassenkampf (…) und viele Ideen aus den Werken von Marx, Lenin und Mao“. (http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Panther, Stand 04.09.2015)

 

Black Panther und K.D. Wolff / Böse / "Verlag Roter Stern"

 

K.D. Wolff galt als Hauptunterstützer der Black Panther in der Bundesrepublik. (Siemens 181)

Bei seinem Nordamerika-Aufenthalt 1969 knüpfte Wolff enge Kontakte zum militärischen Zweig der US-Black Panther. (Kraushaar 585) Mit Böse und anderen gründete er in Frankfurt ein Black Panther Solidaritätskomitee. Interessant ist, dass in derselben Ausgabe der linken Zeitschrift „Agit 883“ nicht nur der ehemalige Bamberger Dieter Kunzelmann mit seinem berüchtigten „Brief aus Amman“ eine Spur hinterließ, sondern auch Wilfried Böse –

zumindest indirekt in einem Artikel über die Black Panther Party, in dem auf das Frankfurter Solidaritätskomitee hingewiesen wird, welches Böse mitbegründet hatte: Kunzelmanns „Brief aus Amman“ findet sich auf Seite 5; Titelthema sind die „Black Panther“ mit der entsprechenden Frankfurter Postfach-Adresse auf Seite 2. (Agit 883, Nr. 42 vom 27.11.1969; siehe auch das Foto des Titelblatts)
Auch die anderen Mitarbeiter des Verlags "Roter Stern" unterstützten die Black Panther. Johannes Weinrich war von einer Black Panther-Losung fasziniert: „revolution will come, time to pick up the gun". (Spiegel 24/1995, 12.6.1995, S. 28) Anfang der 70er fand in Heidelberg ein Teach In mit der illegal eingereisten Kathleen Cleaver (Frau von Eldridge Cleaver, einem der bedeutendsten Aktivisten der Black Panther in den USA) statt — wohl von der Frankfurter Linken organisiert. Cathleen Clever hielt dort eine extrem charismatische, aufhetzende Rede. (Siemens 221) Cathleen Cleaver wohnte in dieser Zeit eine Weile bei Magdalena Kopp, die gemeinsam mit Michel Leiner einen Pass für einen desertierten US-Soldaten fälschte. (Kopp 58) Damit ist ein Feld benannt, auf dem das deutsche Black Panther Komitee die schwarzen US-Amerikaner unterstützte: Man half ihnen, aus der US-Armee zu desertieren, die ihre Angehörigen nach Vietnam in einen Krieg schickte, den weder die deutschen Linken noch die meisten schwarzen US-Amerikaner wollten. Hilfe für die unterdrückten Schwarzen und Kampf gegen den westlichen Imperialismus - beide Ziele waren hier vereint. Zudem entstanden laut Magdalena Kopp über Eldrigde Cleaver und seine Frau erste Kontakte des Verlags Roter Stern zur PFLP (Siemens 187) - wieder ein Beleg für die international gut vernetzte Zusammenarbeit verschiedener tatsächlicher oder selbsternannter Freiheitsbewegungen.

 

Waffenhandel bzw. -beschaffung

 

Ende 1970 verlieh Magdalena Kopp, da sie aufgrund ihrer Schwangerschaft fahrunfähig wurde, ihren weißen VW an den Verlag Roter Stern. Dieser VW tauchte jedoch - ohne ihr Wissen - in Ramstein, einem pfälzischen US-Militärstützpunkt, auf, wohin us-amerikanische Black Panther-Mitglieder damit gefahren waren: Sie lieferten sich dort eine Schießerei mit Polizisten. Dass es sich bei dem Wagen um den von Magdalena Kopp handelte, belegt die Kennzeichenidentifizierung NU-R-535 (Neu-Ulm, ihr Heimatort). (Vgl. Kopp 51f. und Spiegel 34/83, 22.8.1983, S.66: Der "Spiegel" zieht noch nicht die Verbindung zu Kopp, sondern weist das Auto Johannes Weinrich zu.)

Am selben Tag (19.11.70) fand auch ein Überfall auf die Ayers-Kaserne in Kirch-Göns bei Butzbach in Hessen statt. Hierbei erbeuteten die beiden schwarzen Black Panter-Mitglieder Rodney Sampson und Vernon Branch insgesamt 16 oder 17 Pistolen. Einige dieser Waffen tauchten später bei Attentaten verschiedener internationaler Terrororganisationen auf oder wurden bei Terroristen gefunden. Vier der Waffen wurden in RAF-Zusammenhängen entdeckt. Eine der Pistolen wurde beim Überfall der „Japanischen Roten Armee" auf die französische Botschaft in Den Haag 1974 verwendet, eine beim Mord am hessischen Wirtschaftsminister Herbert Karry im Mai 1981 , also lange nach Böses Tod. (Vgl. Spiegel 21/81, 18.5.1981, S.120f.) Dies lässt stark vermuten, dass die beiden Black Panther-Mitglieder die erbeuteten Waffen an bundesdeutsche Komplizen weitergegeben hatten - und niemand kommt da eher in Frage als zwei Protagonisten des bundesdeutschen Black Panther-Solidaritätskomitees, Wilfried Böse oder Johannes Weinrich. Besonders Böse wird verdächtigt, hier tätig gewesen zu sein. (Vgl. auch Spiegel 34/83, 22.8.1983, S. 64ff; Kraushaar 594f.) 

 

Nach außen hin tat er hingegen gern so, als habe er nichts mit Gewalt zu schaffen. Hans Joachim Klein, der 1972 in Paris quasi als Wachmann Black-Panther-Stände beschützte - was er zuvor schon in Frankfurt gemacht hatte (Klein 151) - , brachte einmal Gewehre zur Unterstützung der Black Panther zu seinen Freunden mit und wurde deswegen von Böse und anderen wegen seines Extremismus scharf kritisiert. (Klein 156) Diese Reaktion Böses war wohl gespielt, um seine eigene Verwicklung in Waffengeschäfte zu vertuschen.

 

Böses Auftreten

 

Nach Aussage eines ehemaligen Lehrers von Böse in Ansbach hat ein ehemaliger Mitschüler Böses aus Ansbach diesen auf einer politischen Veranstaltung für die Black Panther in Erlangen erlebt. Er empfand bei dieser Gelegenheit Böse als einen naiven, politisch unklar orientierten und wenig bewussten Helfer K.D. Wolffs. Ob Böses sonst bezeugte Eloquenz gelitten hatte oder nur gegenüber derjenigen von Wolff abfiel, sei dahingestellt - der maßgebliche Einfluss Wolffs auf Böse in dieser Zeit wird jedenfalls deutlich.