Der Titel der Ausstellung

Bei den Ausstellungen in der Schule und im Stadtarchiv Bamberg war der Titel der Ausstel- lung graphisch folgendermaßen angeordnet:

 

kain denk mal

böse

 

"Böse" spielt als Name und als Adjektiv für das Thema eine wichtige Rolle, die eingehend be-

leuchtet und untersucht gehört.

 

Das Wort "Denkmal" in seine Bestandteile zu zerlegen und damit die Aufforderung zum eige-

nen kritischen Nachdenken besonders zu betonen, ist ein altbekannter rhetorischer Kniff.

 

"Denkmal" ist als Ganzes ein Begriff, der im Deutschen überwiegend positiv konnotiert ist - aber in diesem befürwortenden Sinn wollen wir Wilfried Böse natürlich kein Denkmal setzen. Hans-Joachim Klein hat uns mit seiner heftigen, ablehnenden Reaktion auf unseren Kontakt-

wunsch (siehe Kapitel im Themenfeld "Besondere Kapitel") nochmals eindringlich daran er-

innert, dass wir einen falschen Eindruck vermeiden sollten.

 

Insofern ist das "Kain" selbstverständlich auch als "kein" zu verstehen: Wir wollen Wilfried Böse kein Denkmal setzen.

 

Und trotzdem bleibt der Widerspruch bestehen, dass wir mit dem vorliegenden Internetauf-

tritt doch an ihn und seinen Weg erinnern.

 

Gerechtfertigt erscheint dies (auch) deswegen, weil Wilfried Böse ein "Kain" ist: ein Mörder oder zum Mord bereiter oder an Morden planend beteiligter Mensch, dessen Opfer gerade auch im Sinn von Böses idealistischer Selbstauffassung als "Freiheitskämpfer" seine "Brüder" waren. Und gleichzeitig bleibt Böse als "Kain" auch unser "Bruder" - hier verstanden als ein Mensch, der Ideale verfolgt und sich dabei schwer verirrt hat.

Rafael Rempe