Die Geschichte des Projekts


Plakat zur ersten Ausstellung im Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg:

Das erste Projektseminar (P-Seminar) zum Thema Wilfried Böse fand in den Schuljahren 2010-12 mit insgesamt 16 Schülerinnen und Schülern statt.

P-Seminare verbinden einen Anteil Selbst- und Berufserkundung (mit Bewerbungstraining, Informationsveranstaltungen usw.) über ein Halbjahr mit zwei Halbjahren Arbeit am eigentlichen Projektthema. Ziel des ersten Projekt war es, in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte an der Universität Bamberg Interviewpartner zu finden und mit ihnen zu sprechen, die Böse aus dessen Bamberger Tagen gekannt haben - also vor allem ehemalige Mitschüler (z.T. noch an unserer Schule als Lehrkräfte beschäftigt!) und Lehrer. Gleichzeitig wurden auch Interviewpartner in Ansbach gefunden und befragt.

Natürlich wurde auch Literatur zu Böse gesucht - hier wurde man im Internet (Wikipedia) nur sehr bescheiden fündig; immerhin fanden sich aber ein paar Zeitungsartikel und umfangreichere Publikationen im Netz, z.B. der über Ilan Hartuv. Als ergiebig erwiesen sich die autobiographischen Bücher von Klein und Kopp sowie die "Spiegel"-Artikel zum Thema, über die wir dankenswerterweise eine Liste vom Nachrichtenmagazin erhalten hatten. Der Versuch einer Kontaktherstellung von Hans Joachim Klein über den "Spiegel" zu uns scheiterte.

In drei gemeinsamen Sitzungen  mit einem fachdidaktischen Seminar der Universität Bamberg wurde einerseits das Thema zum Teil erschlossen und in seinen größeren Zusammenhang gestellt, andererseits wurden auch die Interviews theoretisch vorbereitet. Diese Interviews wurden anfangs (in einer ersten Runde) jeweils von mindestens zwei Schülern und einem Studenten durchgeführt - ab der zweiten Runde (mit neuen Interviewpartnern) waren die Schüler dann auf sich gestellt. In Bezug auf Böses terroristische "Karriere" waren die Interviews recht unergiebig, da keiner unserer Interviewpartner nach 1968 noch nennenswerten Kontakt zu Böse gehabt hatte.

Jeweils zwei Schüler kümmerten sich dann darum, eine bis zwei Tafeln für die gemeinsame Ausstellung im Mehrzweckraum unserer Schule zu erstellen. Darüber hinaus wurde ein Einführungsfilm zusammengestellt - das Bildmaterial waren die noch auf dieser Seite genutzten Filmausschnitte; auch der aktuelle Text wurde gegenüber der ersten Version von 2011 nur wenig verändert.

Die Ausstellung wurde dann im Dezember 2011 eröffnet mit einigen Ehrengästen (ehemalige Mitschüler Böses, einer seiner Ansbacher Lehrer), und sämtliche höhere Klassen unserer Schule wurden von den Schülern des P-Seminars durch die Ausstellung geführt. Nachmittags und auch an manchen Wochenendterminen war die Ausstellung auch für die Bamberger Öffentlichkeit zugänglich - ein Artikel in der Lokalzeitung "Fränkischer Tag" über die Eröffnung hatte dies auch bekannt gemacht. Der Besuch war nicht zahlreich; wer aber kam, war sehr interessiert und beeindruckt, wie unser Gästebuch bezeugt. Am Ende des Seminars stand die Überzeugung, inhaltlich noch weiterkommen zu können, und der Wunsch, das Thema in all seinen Facetten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine Bewerbung um den bayernweit ausgeschriebenen P-Seminarpreis blieb erfolglos.


Plakat zur zweiten Ausstellung im Stadtarchiv Bamberg:


Schülerprojekt des P-Seminars am Dientzenhofer-Gymnasium

 

„Wilfried Böse – DG-Schüler und Terrorist“

 

KAIN DENK MAL
BÖSE


Die Flugzeugentführung von Entebbe
und die Geschichte eines Bamberger Terroristen


Eröffnung des Projekts: Freitag, 28. Juni 2013, 15.00 – 17.00 Uhr
Zeitzeugengespräch: Samstag, 29. Juni 2013, 10.00 – 12.00 Uhr


Die Veranstaltungen finden im Stadtarchiv Bamberg,
Untere Sandstr. 30 a, statt.


Rafael Rempe                              //          Horst Gehringer
Dientzenhofer-Gymnasium      //        Stadtarchiv Bamberg


Herzliche Einladung an alle Interessierten.


Kain Denk Mal Böse – Worum geht es denn da?
(Artikel für die Schul-Homepage zur zweiten Ausstellung)


Bei wem von Ihnen klingelt etwas bei dem Wort Entebbe? Und wem sagt vielleicht sogar der Name Wilfried Böse etwas?

Wir befürchten leider: den Wenigsten. Doch auch uns erging es vor circa einem Jahr nicht anders, als die Präsentationen für die zu wählenden P-Seminare am Dientzenhofer Gymnasium hier in Bamberg stattfanden. Allerdings konnten wir uns noch dunkel daran erinnern, dass es mal eine Ausstellung im Mehrzweckraum gegeben hatte , die den Namen "Kain denk mal Böse" trug. Das Seminar dazu leitet unser Lehrer, Herr Rempe, nun schon zum zweiten Mal, begeistert und steckte auch uns sofort mit seinem gelebten Enthusiasmus an.

Wir, das sind drei Handvoll Elftklässler am Dientzenhofer Gymansium, haben uns für dieses Seminar entschieden, um vielleicht die eine oder andere ungeklärte Frage noch beantworten zu können.

So haben wir die Arbeit unserer Vorgänger aus den letzten Jahren fortgeführt und uns auf die Spuren des deutschen Linksterrorismus begeben. Doch wer war dieser Wilfried Böse überhaupt? Jedem sind wohl die Namen Baader und Meinhof geläufig, „bekannt“ geworden durch die RAF-Anschläge Anfang der 70er-Jahre. Allerdings scheinen nicht nur diese beiden oder auch andere bekannte RAF-Mitglieder - laut Expertenaussagen – zu den entscheidenden Köpfen der deutschen linksterroristischen Szene gehört zu haben, sondern auch unser Forschungsobjekt Wilfried Böse.

Er besuchte einige Zeit – wie wir - das Dientzenhofer Gymnasium, verließ jedoch im Jahr vor dem Abitur die Schule und legte sein Abitur in Ansbach ab. In seinen ersten Studienjahren in Freiburg und vor allem Frankfurt ist es schon sehr wahrscheinlich, dass Böse in die gewaltbereite linke Szene eintauchte. Man kann sich kaum vorstellen, dass dieser - zudem vielen Wegbegleitern aus Bamberger und Ansbacher Tagen sympathische – junge Mann sich in unserem idyllischen Bamberg so entwickelt hat. Wie kam es dazu? Diese und noch viele weitere Fragen haben wir uns gestellt und versucht, die passenden Anworten zu erarbeiten. Das vollendete Werk der Bemühungen von uns und unserem Lehrer ist ab Freitag, dem 28. Juni im Stadtarchiv Bamberg zu sehen, welches uns in unserer Arbeit ganz maßgeblich unterstützt hat. Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos und bis zum 16. August während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs möglich – Ausnahme: Mittwoch, 3. Juli – da ist das Stadtarchiv geschlossen. So können auch Sie sich ein Bild vom vielleicht "bekanntesten unbekannten" Gesicht Bambergs machen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, freuen uns auf zahlreiche Besucher und bedanken uns im Voraus für Ihr Interesse!

Sophia F., Ferdinand E.

Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg



Die Ausstellung wird am Freitag, 28. Juni um 15 Uhr im Stadtarchiv Bamberg eröffnet. Am Samstagmorgen findet – ebenfalls im Stadtarchiv – ein Zeitzeugengespräch der Schüler mit Wegbegleitern Wilfried Böses aus Bamberger, Ansbacher und Freiburger bzw. Frankfurter Tagen statt. Gast beider Veranstaltungen ist der renommierte Linksterrorismus-Forscher Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung.

Das zweite Projektseminar in den Schuljahren 2012-14 lief mit wiederum 16 Schülerinnen und Schülern ab. Weitere Interviews wurden durchgeführt; einige inhaltliche Aspekte, die bei der ersten Ausstellung noch zu kurz gekommen waren, wurden vertieft. Ziel war es nun, die Ausstellung so weit zu verbessern, dass sie vom Stadtarchiv Bamberg gestaltet, für die eigene Präsentationsfläche aufbereitet und dann für zweieinhalb Monate der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Die "Ausstellungstafeln" waren wesentlich professioneller gestaltet; Rechtefragen in Bezug auf Filmausschnitte und Fotos mussten viel sorgfältiger abgeklärt werden. Zudem wurde die Ausstellung eröffnet in Anwesenheit von mehreren Ehrengästen, und am Samstagmorgen nach der Eröffnung fand (leider vor spärlichem Publikum) ein Podiumsgespräch mit mehreren ehemaligen Schulkameraden bzw. Wegbegleitern Wilfried Böses statt - unter sachkundiger Begleitung von Dr. Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung.

Über einen ehemaligen Ansbacher Mitschüler Böses, Dr. Rolf Griebel, wurde ein Teil der Ausstellung im Herbst 2013 auch noch in der Ansbacher Staatsbibliothek für etwa einen Monat gezeigt. Dort fand auch noch ein Vortrag von Dr. Wolfgang Kraushaar im Ausstellungsraum statt, der sehr zahlreich besucht wurde.

Etwas frustrierend waren die Bemühungen, über die Teilnahme an Wettbewerben die Aufmerksamkeit für unsere Ausstellung zu steigern: Sowohl beim bayerischen P-Seminar-Preis wie auch beim Bamberger Buchner-Preis als auch beim Snopkowski-Preis gingen wir leer aus. Lag dies an der Qualität der Ausstellung, der geringen Bedeutung des Themas oder doch nur daran, dass dieses Thema im Moment keine "Konjunktur" hat? Sicherlich lag es zunächst einmal an der hohen Qualität der anderen Wettbewerbsbeiträge!

Das dritte, aktuelle P-Seminar mit neun Teilnehmerinnen und Teilnehmern begann im September 2014 und wird bis Ende Januar 2015 laufen. Ziel war die Erstellung der vorliegende Internet-Seite - wir waren also erfolgreich, wenn Sie diesen Text gerade lesen. Begleitend erhielt Rafael Rempe die Gelegenheit, für die Zeitschrift der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung, "Einsichten und Perspektiven", in der Ausgabe 3/2015 einen Aufsatz zum Thema zu verfassen - vielen Dank an die Landeszentrale!

Anfang Oktober 2015 besuchten wir das Institut für Sozialforschung in Hamburg und erhielten dort von Herrn Schwarz, dem Leiter des Archivs, eine sehr gut vorbereitete und freundliche Führung durch das Archiv der Einrichtung. Sämtliche Akten der Stammheimer RAF-Prozesse sind dort nicht nur zu finden, sondern auch erschlossen - wir beschäftigten uns vor allem mit den Protokollen des Verhörs von Gerhard Müller, die uns über Böses Verbindung zur RAF im Frühjahr 1972 wichtige Informationen gaben.

 

Die Verantwortung die Einhaltung der Film- und Bildrechte liegt bei uns - konkret also beim betreuenden Lehrer Rafael Rempe. Wir haben uns redlich und unter sehr hohem Zeitaufwand bemüht, alle Rechteinhaber zu ermitteln und die Rechte zu klären — nicht

immer ist uns das gelungen. Wer eigene Rechte berührt sieht, wende sich

bitte an Rafael Rempe, Dientzenhofer-Gymnasium, Feldkirchenstraße 20-22, 96052 Bamberg.